Für die perfekte Komposition eines neuen Dufts braucht es ein feines Gespür und die richtige Abstimmung von Kopf-, Herz- und Basisnoten. Mit der lang duftenden Basisnote legt der Parfumeur das Fundament der neuen Kreation fest. Die Kopfnote bestimmt den ersten Eindruck des Parfums und besteht meist aus frischeren Nuancen wie Zitrusnoten, während die Herznote für Charakter und Tiefe sorgt. Die Kunst besteht darin, diese drei Akkorde so miteinander zu verknüpfen, dass ein interessantes Parfum entsteht. Die berühmtesten Parfumeure dieser Welt vertrauen dabei auf ihr feines Näschen und bedienen sich bei ihren Schöpfungen der verschiedensten ätherischen Öle und Duftmoleküle. Den duftenden Pflanzen und Blumen diese ätherischen Öle zu entlocken ist das erkorene Ziel der Herstellung eines Parfums aus natürlichen Rohstoffen. Dabei haben sich im Wesentlichen 4 Verfahren bewährt, die teilweise schon seit Jahrhunderten zur Parfümherstellung genutzt werden: Destillation (Wasserdampf), Enfleurage á froid, Mazeration und Extraktion.
Die Destillation mittels Wasserdampf
Ob die Pflanzen direkt nach dem Pflücken destilliert werden müssen oder zuvor noch getrocknet werden sollten, hängt ganz von der jeweiligen Art ab. Während der gern genutzten Praktik der Destillation werden die Blüten zusammen mit Wasser in einem Kessel erhitzt, um die Duftstoffe herauszufiltern. Schon die Araber machten sich diese Technik zunutze. Durch den Wasserdampf gelangen die begehrten Duftstoffe nach oben und ein Kondensat setzt sich am Boden ab. Durch diese Methode lassen sich erstklassig reine ätherische Öle wie Lavendel- oder Melissenöl gewinnen. Die Menge des gewonnenen Duftstoffes hängt natürlich maßgeblich von der Größe und Beschaffenheit der technischen Anlage ab.
Das aufwendige Enfleurage Verfahren
Diese etwas preisintensivere Methode der Parfumherstellung ist heutzutage sehr selten geworden. Doch in manchen Orten wie dem französischen Grasse werden auf diese Art noch Jasmin- und Tuberosenduftstoffe gewonnen. Da dieser anspruchsvolle Prozess jedoch schon ein paar Monate dauern kann, ist das gewonnene „absolue d´enfleurage“ Blütenöl sehr teuer und kostbar. Die Enfleurage á froid wird in erster Linie zur Verarbeitung sehr empfindlicher Blütenpflanzen, wie Jasmin, Veilchen oder Flieder verwendet. Seit Jahrhunderten findet dieses Verfahren auf die gleiche Art und Weise statt:
1. Glasplatte mit Schweineschmalz bestreichen
2. frische Blüten hineindrücken
3. nach einigen Tagen Blüten durch neue auswechseln
4. anschließend Duftstoffe mit Alkohol aus dem Fett (Pomade) herauslösen
Die heiße Enfleurage: Mazeration
Auch der Prozess der Enfleurage á chaud wurde schon vor über 2000 Jahren angewandt. Die gewünschten Blüten werden mit einem warmen Fett vermischt und auf 60 bis 70°C erhitzt. Nach jedem Erhitzungsvorgang werden die Blüten ausgetauscht, um ein optimales Ergebnis zu erlangen. Zwar dauert auch diese Methode einige Stunden, jedoch erhält man am Ende ein wirklich reines Blütenöl. Extraktion Die gegenwärtig am häufigsten angewandte Methode bei natürlichen Rohstoffen ist die Extraktion. Flüssige Lösungsmittel wie Äther oder Butan sorgen für den Gewinn der Duftstoffe aus den Blüten. Nach einer entsprechenden Weiterverarbeitung (Destillation des Lösungsmittels) entsteht so ein vollkommen reines Blütenöl: die l´essence absolue. Damit kann etwa aus den duftenden Rosenblättern das so beliebte Rosenöl hergestellt werden.
Natürliche versus synthetische Duftstoffe
Manche tierische Bestandteile wie z. B. der Duft von Moschus dürfen inzwischen aus Artenschutzrechtlichen Gründen überhaupt nicht mehr vom Tier selbst gewonnen werden. Um so wichtiger sind die im Labor hergestellten künstlichen Duftstoffe, denn hier werden Duftstoffe synthetisch nachgebildet. Sie garantieren eine gleichbleibende Qualität und sind - besonders Pflanzen und Blüten betreffend - nicht den Schwankungen der Natur unterworfen. Diese können den Geruch nämlich von Jahr zu Jahr teilweise stark verändern.
Die Headspace Technologie
Mit dieserTechnik – sie wird auch als Dampfraum-Analyse bezeichnet – wird sozusagen ein molekularer, duftender Fingerabdruck von Gegenständen angefertigt. Dadurch lassen sich Duftstoffe erzeugen, die über die herkommlichen Methoden nicht gewonnenen werden können. Beispielsweise Asphalt, Leder, Stein oder Erde haben einen typischen Eigengeruch verfügen aber über keine ätherischen Öle, die man extrahieren kann. Durch die Headspace Technologie ist problemlos eine Nachahmung des Duftes im Labor möglich. Dafür wird zuvor lediglich ein Glaskolben mit geruchsneutralem Gas gefüllt und der Duft, den der Gegenstand abgibt, aufgefangen, analysiert und nachgebaut. Mit dieser Methode erschliessen sich dem Parfümeur heutzutage eine Vielzahl von Möglichkeiten, die ohne die Headspace Technologie undenkbar wären.